Der Havasu Creek im Havasupai Reservat im Grand Canyon

Der epischste Reiseplan meines Lebens!

Ihr kennt mich ja nun schon eine Weile. Seit fast zwei Jahren blogge ich hier. Und in dieser Zeit habe ich die ein oder andere Reise angetreten, die alle eine Sache gemeinsam hatten: Die Idee dazu entstand aus dem Instinkt, etwas Aufregendes erleben zu wollen. Und zwar jetzt sofort, nicht erst wenn ich mit meinem Dualen Studium fertig bin, oder mit 30 nach zehn Jahren Berufserfahrung endlich das nötige Geld dafür habe. Wenn ich erst einmal eine Idee aufgegriffen habe, und sei es nur ein Bild von einem Ort, setzt irgendetwas in mir aus und im nächsten Moment habe ich schon den Flug gebucht. Den Kontostand checke ich somit also erst nachdem ich eine Reise gebucht habe. Nicht immer vom Vorteil. Allerdings: Ist bisher immer gut gegangen.

Besonders riskant ist es, wenn ich kurz nach Mitternacht vor meinem Laptop hänge, gelangweilt vom Leben, dazu das melancholische Dudeln eines alternativen Singer- Songwriters; dann offenbart sich mir das Internet von seiner schönsten Seite (nein, nicht das was du jetzt denkst) und zeigt mir Orte, die ich nicht etwa in meinem Leben irgendwann einmal sehen möchte, nö, sondern Orte, zu denen ich verdammt nochmal morgen reisen will!

Tja, und was soll ich sagen, vor kurzem war es dann mal wieder so weit. Jim hat sich an einem Samstagabend gegen das Besäufnis entschieden und vegetiert in den eigenen vier Wänden dahin. Es ist 1 Uhr nachts, nur das Flimmern des Laptops erleuchtet das Wohnzimmer. Ich lande auf Songkick.com, klicke mich durch meine Lieblingsbands, lande bei ODESZA, das vermutlich beste (Live-)Duo experimenteller Elektromusik, und siehe da, zwei neue Konzerte wurden angekündigt. Im Red Rocks Amphitheater. In Morrison, Colorado.

odesza_poster

Blitzartig durchzuckt mich die Aufregung, die mir so bekannt ist, die ich so hasse, wenn die Verpflichtungen dieses Lebens eine Reise verhindern könnten, eine Reise von der Sorte, die man sich wenn überhaupt irgendwann einmal im Verlauf seines Lebens gönnt. Aber nicht mit mir! Ich will alles jetzt, jetzt sofort. Also klicke ich auf „Tickets kaufen“.

Ausverkauft. Oh, ein Schlag in die Magengrube. Wie kann der Bums denn innerhalb eines Tages ausverkauft sein? Ich war in Gedanken doch schon dort, habe mich nahezu schon in der völlig ausrastenden Menschenmenge zwischen den riesigen roten von der Natur geformten Steinformationen in der akustisch wie optisch eindrucksvollsten Konzertlocation dieser Welt die beste Zeit meines noch jungen Lebens haben sehen. Aber was sehe ich denn da? Resale-Tickets? Da muss ich doch zum unschlagbaren Sparpreis von 250 Dollar zuschlagen!!!

Red Rocks Amphitheater Denver
Quelle: Pinterest

01:30 Uhr: Ich bin glücklich. Habe zwei Tickets gekauft. Was automatisch impliziert: Ich muss am 28. Mai 2017 irgendwie in Denver sein. Flüge nach Denver sind teuer. Nicht aber nach Los Angeles. Die starten nämlich schon ab 350€ Hin- UND Zurück, ganz ohne Urlaubsguru und sonstigen Schnäppchenjägerseiten auf Facebook. Na gut, letztendlich wurde es schon ein wenig teurer, aber wer konnte denn schon ahnen, dass die Sitzplatzwahl fast teurer als der eigentliche Flug sein wird?

Und wenn ich in Los Angeles angekommen bin? Dann sind es immerhin noch fast anderthalb Tausend Kilometer bis nach Denver. Bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mit einem Mietwagen echtes Roadtrip-Feeling aufkommen zu lassen. Also schaue ich auf Turo.com (das Airbnb für Autos) nach einem Mietwagen. Und werde mit dem Ford Mustang fündig. Ohhh, little Jim mit seiner wunderschönen Begleitung in einem Ford Mustang durch die Wüste Arizonas bis nach Colorado fahrend… was für eine Vorstellung. Die sich leider in Luft auflöste, als ich kurz vor dem Bezahlen auf das Mindestalter stieß. Weder ich, noch die junge hübsche Dame auf dem Beifahrersitz sind 25 Jahre alt. Damit war Turo.com vom Tisch. Auf anderen Mietwagen-Seiten wie Sixt.de oder Alamo.com galten andere Regeln: Ab 21 Jahren ist das Mieten möglich. Check, Bedingung erfüllt. Allerdings mit einer Jungfahrergebühr von bis zu 25 Euro. Pro Tag. Kann mir mal bitte einer erklären, warum amerikanische Jugendliche schon mit 16 Jahren im goldenen Land Rover auf die Straßen losgelassen werden, während der verlässliche Teilzeitrennfahrer- und erst dreizehn Mal geblitzt gewordene Jim mit seinen fünf Jahren Fahrerfahrung einen Zuschlag in astronomischen Höhen zahlen muss? Ich empfinde Unfairness. Und buche den bodenständigen Gelände-Mietwagen. Machste nix!

Ein leichte Ängstigung zwickt im Brustbereich. Kann ich das alles stemmen? Bin ich im Besitz der erforderlichen Geldmenge? Ein kleiner Schubser meiner Zuversicht lässt alle Sorgen im Glücksrausch versiegen.

Stellt sich jetzt nur noch die Frage, was ich in der Woche vor dem Konzert, und in der Woche nach dem Konzert noch alles sehen möchte. Wenn man schon einmal da ist. Vegas? War ich schon. Grand Canyon? Auch. San Fransisco, San Diego, San Miguel? Beides gesehen, und schlechte Erinnerungen an San Miguel, dieses warme, nur mit viel Fantasie an Bier erinnernde Gesöff aus Spanien währen der Lloret de Mar Abschlussfahrt. Also muss etwas anderes her. Aber moment mal. Den ganzen Grand Canyon habe ich damals bestimmt nicht gesehen. Außerdem ist die Erinnerung daran sehr vage – als vierzehnjähriger Knirps nörgelte ich wohl mehr aufgrund der schwülheißen Außentemperatur des Hochsommers herum anstatt mich an der Natur zu ergötzen. Dann fiel mir ein Facebook-Video ein, auf dem ein geheimer kleiner Ort mit unglaublichen Wasserfällen im tiefsten Grand Canyon gezeigt wurde, zu welchem man über 13 Kilometer durch den Canyon wandern müsse. Die Havasu Falls!

Havasu_Falls_Grand_Canyon
Quelle: Utah.com

An eben jenem Facebook-Video und an den dummerweise viral gegangenen Videos zuvor, die diesen fantastischen, geheimen und unwirklich anmutenden Ort zeigen, liegt es leider auch, dass die komplette Saison auf dem Campingplatz, der eigentlich gar keiner ist, da man sein Zelt einfach irgendwo in der Nähe der Wasserfälle aufschlägt, innerhalb weniger Tage komplett ausgebucht ist und die Chance, telefonisch jemanden für die Reservierung zu erreichen, einen potenziellen Negativrekord aufstellt. Über 100 Mal rief ich also in den folgenden Tagen an. Und weitere 100 Male bei der Havasupai Lodge, ein kleines Hostel in der Ureinwohner-Stadt Havasupai. Bis ich während einer Uni-Vorlesung durchkam und völlig außer mir ins Smartphone rief: „Hello? This is Jim from Germany!!!!!“

Das Glück war auf meiner Seite. Die Dame hatte genau einen Termin für zwei Nächte noch im gesamten Kalenderjahr frei, und dieser war tatsächlich zwei Tage nachdem wir in LA landen würden, und anschließend hätten wir noch zwei Tage Zeit, nach Denver zu kommen! Ich konnte es selbst nicht glauben. Ich kann es ehrlich gesagt immer noch nicht glauben. Bis ich da bin. Und Leute, ich sag jetzt schonmal, das wird ein fetter Reisebericht!

Pools at base of Havasu Falls. Havasupai Indian Reservation
Quelle: feel-planet.com

Die Rückreise von Denver nach LA habe ich bisher noch nicht genau geplant, aber auch dafür steht eine Woche zur Verfügung. Slab City wird definitiv angefahren (Into The Wild!), von Flagstaff aus will ich auf Pferden nach Sedona in den Sonnenuntergang reiten, und im Joshua Tree Nationalpark wird die Milchstraße fotografiert. Alles ist möglich!

Am 22. Mai geht’s los und ich würde mich freuen, wenn ihr mich auch dieses Mal auf der Reise begleitet 🙂

Das Beitragsbild ist auf der Reise entstanden… Lies jetzt das ganze Abenteuer nach! 🙂

 

 

 

25 Kommentare

  1. Also 1. WOW, 2. Kann ich bitte mitkommen? Und 3. Ich bin schon mehr als gespannt auf deinen Reisebericht! Habe das virale FB Video von den Wasserfällen natürlich auch gesehen und bin gespannt wie „geheim“ diese jetzt tatsächlich noch sind. Wünsche ganz viel Spass! Und Odesza ist sowieso der HAMMER! Waren letztes Jahr auch in Berlin aufm Lollapalooza 😉 Nur zu empfehlen 🙂

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    1. haha ich kann dich leider nur über diesen Blog auf die Reise mitnehmen (außer du bist über 25 und machst es möglich, dass wir doch den Ford Mustang Cabrio mieten können?!) 🙂
      Vielen Dank! Und da du Odesza auch schon live gesehen hast kannst du dir ja vorstellen, was für eine Vorfreude ich empfinde.. es ist einfach perfekt!
      Zudem bin ich auch sehr gespannt, wie exklusiv die Havasu Falls noch sind… wir werden sehen und ich werde davon berichten 🙂

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  2. Großen Respekt! Immerwieder eine freude zu sehen, dass es noch abenteuerlustige Menschen da draußen gibt. Slab City ist auch definitiv seit Into the Wild auf meiner Bucket List!
    Pass auf dich auf – ich kann kaum erwarten mehr von dir zu lesen 🙂

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  3. Alles richtig gemacht und ich freu mich echt für dich! Kenne zwar die Musik nicht – man möge es mir verzeihen – aber ich verstehe es, wenn du unbedingt zu diesem Konzert möchtest. Ich bin auch schon weit gereist, um Konzerte zu besuchen! Und was du alles sehen wirst: Grandiose Natur und unvergessliche Erlebnisse! Wünsch dir eine großartige Zeit ….. Liebe Grüße! Sigrid

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    1. Das ist sehr nett von dir, Sigrid, danke! 🙂 Wenn auch du schon so weit für Konzerte gereist bist kannst du dir ja vorstellen, was für ein Sehnsucht man für so eine „Aktion“ empfindet… das wird groß!

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      1. So weit nicht Jim, denk mal als ich so alt war wie du jetzt zeigte der Kalender 1975 an 😊 Damals reiste man in andere Städte oder Nachbarländer – noch mit Grenzkontrollen teilweise. Billige Flugreisen gab’s noch nicht. Nix Ryanair 😀 oder so.
        Aber dafür hatten wir die Hippies und die Musik dazu. Jede Generation hat ihre Highlights, Träume, Sehnsüchte, Wünsche.
        Und wir hatten keinen Terror und keine Sorgen wegen Job usw.
        Ich möchte gar nicht mehr jung sein und alle Probleme regeln müssen wie ihr jungen Leute.
        Meine Söhne sind 28 und 30 und manchmal habe ich das Gefühl, dass wir es viel einfacher hatten als diese Generation.
        Deine Reise wird sicher der ganz große Knaller und ein unvergessliches Erlebnis. Viel,viel Freude und Spaß wünsche ich dir.

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    1. Da bin ich mir sicher 🙂 Und da kann ich dir nur zustimmen, man sollte vor allem öfter die Möglichkeit erhalten, solchen Ideen nachzugehen, damit sie eben nicht nur das bleiben, bloße Ideen, die irgendwann einmal vielleicht realisiert werden… Danke!! 🙂

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  4. oh my this is fucking awesome!! ich wollte da auch so gern hin, habe allerdings erst von diesem ort erfahren, als ich grade aus den USA zurückgekommen bin -.- aber eines tages komme ich wieder, mit horseshoe bend, havasu falls und die ganzen parks richtung utah ❤

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    1. hehe Danke Paleica! 🙂 Wo warst du in den USA? Ich glaube, da die Havasu Falls jetzt nicht wirklich mehr „geheim“ sind, hätte man vermutlich auch nicht spontan dahinfahren können, weil das ohne einen Zeltplatz nicht möglich ist.. aber ja, geh zurück, bald, und erlebe wonach du dich sehnst! Bis dahin werde ich davon berichten 🙂

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  5. 😀 😀 😀 Topp!! Danke für den Lacher am Morgen und SO, genau SO mache ich das demnächst auch (ich fürchte, ich werde scheitern an irgendwas, vmtl. wenigstens an dem Kontostand, aber dieses Leben gibts doch nur einmal.
    Hau rein!!!! Ergötze dich! An allem. Genieße die Freiheit deines Alters!
    Du wirst es wuppen und wehe, du bringst keinen ausführlichen Bericht mit!
    Wenn ich es schon nicht dauernd selbst umgesetzt kriege, selbst wenn ICH locker zehn Autos mieten und fahren dürfte (:D), ein echter Vorzug meines Alters, dann musst DU die Geschichten mitbringen. Und die Bilder! Bitte.
    Danke!
    Ich freu mich schon.
    😉 Gruß, A.

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    1. Hi Andrea, danke für deinen coolen Kommentar, hab mich direkt gefreut als ich gelesen habe dass du dich über diesen Beitrag sehr amüsiert hast 🙂
      Und den ausführlichen Reisebericht mit fünfzehn bis dreitausend Bildern kriegst du, versprochen!
      Danke! Und dann mach es mir nach, einfach los, ohne Rücksicht auf irgendetwas… 🙂

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  6. Wow, das klingt nach einer großartigen Reise, die dir da bevorsteht! Ich bin schon sehr auf den Bericht gespannt 🙂
    Und ich finde es genial, dass dich ein Konzert auf diese Reise bringt – denn genau so etwas will ich ja auch unbedingt mal machen. Gut, in bin im November für ein Konzert in London und werde nächstes Jahr im Mai dank Metallica meine Norwegen-Reise nachholen, aber das ist irgendwie etwas anderes. Ich will dafür mal nach Mexiko oder Südamerika und die Euphorie hautnah miterleben, die dort um ein Konzert herum besteht. 🙂

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    1. Danke dir Chris! 🙂
      Du wirst die Norwegen-Reise nachholen, yeah! Das ist schön zu hören! Gibt es auch wieder einen Reisebericht davon?:)
      Und wer weiß, vielleicht verschlägt es dich dann sogar bald in die große weite Welt für ein Konzert…

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